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Porno, Narzissmus & Beziehungskrise

Wenn Lust zur Machtfrage in der Partnerschaft wird.


"Mein Partner schaut Pornos" – bin ich ihm nicht genug? Diese Frage beschäftigt viele Menschen in festen Beziehungen. Pornografie ist längst kein Tabuthema mehr, doch in der Partnerschaft sorgt sie nach wie vor zum Teil für Unsicherheiten, Konflikte und Verletzungen. Während einige Paare offen mit dem Thema umgehen, fühlt sich ein Teil tief verunsichert oder abgelehnt. Aber ist Pornokonsum wirklich ein Zeichen von Unzufriedenheit, ein Beziehungskiller oder gar eine Form des Narzissmus? Oder handelt es sich eher um ein Missverständnis zwischen individuellen Bedürfnissen und gemeinsamer Intimität? Hat es vielleicht sogar das Potenzial eine Beziehung sexuell wieder zu beleben?


In diesem Artikel beleuchten wir, wann Pornografie problematisch wird, wie sie sich auf die Beziehung auswirkt und wie Paare offen darüber sprechen können, ohne dass es zum Drama kommen muss und das Thema überbewertet wird.


Warum Menschen in Partnerschaften Pornos schauen


Zunächst einmal: Pornografie ist kein Automatismus für Frustration oder mangelnde Liebe. Viele Menschen konsumieren Pornos aus ganz unterschiedlichen Gründen – auch wenn sie glücklich liiert sind. Die häufigsten Motive sind:


  • Stressabbau und Entspannung: Pornografie kann wie ein Ventil wirken, um Druck abzubauen.

  • Sexuelle Fantasie: Pornos bieten eine Möglichkeit, neue Szenarien gedanklich zu erkunden.

  • Selbstbefriedigung ohne Erwartungen: Manchmal geht es nicht um Lustmangel, sondern um unkomplizierte Sexualität.

  • Unterschiedliches Lustempfinden in der Beziehung: Wenn ein Partner weniger Lust verspürt, kann Pornokonsum eine Art Kompensation sein.

  • Neugier und Abwechslung: Gerade in langjährigen Beziehungen entsteht manchmal der Wunsch nach "anderen Bildern".


Wichtig ist zu erkennen: Pornos müssen nicht zwangsläufig mit dem realen Sexleben in einer Partnerschaft in Konkurrenz stehen. Manchmal können sie dieses durchaus bereichern und den Partnern ganz neue Möglichkeiten ihrer Sexualität eröffnen.


Das Paradox der Anziehung ist, dass Lust eben Reibung braucht..


Der Sexualtherapeut Jack Morin beschreibt in seinem Modell das sogenannte

„Erotic Equation“: Sexuelle Erregung = Anziehung + Hindernis.


Das bedeutet: Erotische Spannung entsteht oft gerade durch das, was nicht unmittelbar verfügbar, verboten oder unerreichbar ist. Dieses Paradox kann erklären, warum viele Menschen gerade in festen Beziehungen – wo Sicherheit und Nähe dominieren – nach sexueller Autonomie und Anregung in Form von Fantasien oder Pornografie suchen.


Der „Kick“ liegt in der Vorstellung des Verbotenen, des Nicht-Alltäglichen. Pornografie bietet genau das: eine kontrollierte Form von Autonomie, Reibung und Distanz. Doch wenn diese Reibung nicht auch in der Partnerschaft Raum bekommt, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen. Paare, die sich trauen, ihre Fantasien zu thematisieren und die Spannung zwischen Nähe und Distanz bewusst gestalten, erleben häufig eine neue Form von Intimität und Begehren.


Von Pornografie zur Beziehungskrise oder eigenen Identitätskrise?


So unterschiedlich wie die Motive sind auch die Wirkungen. Pornografie kann für manche Menschen anregend oder neutral sein, für andere aber tief verletzend oder beunruhigend. Die folgende Liste zeigt, wann Pornokonsum problematisch werden kann:


1. Heimlichkeit

Wenn Pornos heimlich konsumiert werden, fühlen sich viele Partner:innen hintergangen. Nicht der Konsum selbst ist das Problem, sondern das Verschweigen.


2. Realitätsferne Vorstellungen

Pornos können ein verzerrtes Bild von Sexualität vermitteln: Dauererektionen, ständige Verfügbarkeit, unrealistische Körper und Rollenbilder. Das kann Druck erzeugen oder Unsicherheiten verstärken.


3. Ersatz für Intimität

Wenn Pornografie dauerhaft echten sexuellen Kontakt ersetzt, kann sie zu einer Entfremdung der eigenen Körperlichkeit führen.


4. Suchtverhalten

Zwanghafter Pornokonsum, bei dem andere Lebensbereiche stark in Mitleidenschaft gezogen werden (z. B. Arbeit, Partnerschaft, Selbstbild)


5. Narzisstische Dynamiken

In manchen Beziehungen tritt Pornografie im Kontext narzisstischer Beziehungsmuster auf. Wenn ein Partner Pornos nutzt, um sich überhöht darzustellen, Abwertung des anderen zu kompensieren oder emotionale Kontrolle auszuüben, kann dies tiefgreifende emotionale Wunden hinterlassen. Narzisstisch geprägte Persönlichkeiten neigen oft dazu, eigene Bedürfnisse kompromisslos durchzusetzen – ohne Rücksicht auf die emotionale Integrität des Partners. Pornografie kann in solchen Fällen Teil eines größeren Musters von Empathiemangel, Entwertung und Manipulation sein.


Was Pornos in der Partnerschaft beim Partner auslösen können


Viele Menschen, deren Partner:in Pornos konsumiert, berichten über Gefühle wie:

  • Nicht genügen: "Reichen meine Körperform oder mein Verhalten im Bett nicht aus?"

  • Eifersucht: "Warum schaut er andere Frauen an?"

  • Scham: "Ich fühle mich plötzlich unsicher, auch im eigenen Körper."

  • Ablehnung: "Er zieht sich zurück, statt mit mir Intimität zu leben."


Diese Reaktionen sind durchaus ernst zu nehmen. Sie zeigen, wie stark Sexualität mit unserem eigenen Selbstwert verknüpft ist.


Wie Paare offen über Pornografie sprechen können


Statt Pornos zu tabuisieren oder sie zum Streitpunkt werden zu lassen, kann ein offenes Gespräch beiden Partnern helfen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Hier einige Anregungen:


Reflexionsfragen:


  • Was bedeutet Sexualität für mich?

  • Was löst der Gedanke an Pornokonsum bei mir aus?

  • Welche Werte habe ich zu Lust, Fantasie und Treue?

  • Gibt es narzisstische Muster in unserer Beziehung, die unser Sexualleben beeinflussen?


Kommunikationstipps:


  • Ich-Botschaften verwenden: Sag nicht "Du bist pervers", sondern "Ich merke, dass mich das verletzt".

  • Verständnis zeigen: Auch wenn du anderer Meinung bist, versuche, den Hintergrund zu verstehen.

  • Grenzen und Wünsche formulieren: Erlaubt? Heimlich? Gemeinsam? Definiert eure Regeln neu.


Konkrete Vereinbarungen:


Manche Paare legen gemeinsam fest, wie sie mit dem Thema umgehen wollen:

  • "Pornos sind okay, aber nicht heimlich."

  • "Wir sprechen einmal im Monat offen über unsere sexuellen Wünsche."

  • "Wenn ich mich unwohl fühle, sage ich es ehrlich."


Zwiegespräch als sicherer Rahmen:


Damit aus dem Thema kein Dauer-Konflikt wird, kann das Zwiegespräch helfen:


  • eine strukturierte Methode, bei der beide Partner abwechselnd sprechen, ohne sich zu unterbrechen, zu bewerten oder zu rechtfertigen. In einem solchen Gespräch geht es nicht um Schuld oder Kontrolle, sondern um echtes Verstehen.

  • Jeder teilt in Ich-Botschaften mit, wie er oder sie sich fühlt – zum Beispiel: „Ich merke, dass mich dein Pornokonsum verunsichert.“ oder „Für mich ist es ein Weg, Stress abzubauen, nicht Ausdruck von Unzufriedenheit mit dir.“

  • Die gleichmäßige Redezeit und die klare Struktur schaffen einen sicheren Raum, in dem auch schwierige Wahrheiten gesagt werden dürfen.


    Dieser Rahmen kann allerdings nur gehalten werden, wenn beide Partner sich selbst regulieren können. In vielen Fällen ist es hilfreich, sich externen Rat von zu suchen und dies in Begleitung zu führen.


Unterstützung durch professionelle Begleitung von Paaren in Beziehungskrisen


Gerade bei wiederkehrenden Konflikten, Unsicherheiten oder verletzten Gefühlen rund um das Thema Pornografie und sexueller Lust kann eine professionelle Begleitung durch Paar- oder Sexualtherapie sehr hilfreich sein. In einem geschützten Rahmen können Paare dabei unterstützt werden,


  • Kommunikationsblockaden zu lösen und Vertrauen wieder aufzubauen,

  • eigene sexuelle Bedürfnisse wesentlich klarer zu formulieren und die des Partners empathisch zu verstehen,

  • gemeinsame Werte zum Thema Intimität und Lust ganz neu zu definieren,

  • mit Eifersucht, Scham oder Ablehnung konstruktiv umzugehen,

  • narzisstische Beziehungsmuster zu erkennen und zu verändern.



Dein nächster Schritt zu mehr Nähe und Verständnis in deiner Partnerschaft


Wenn du dich in deiner Beziehung mit dem Thema Pornografie und deren Herausforderungen allein fühlst, unterstütze ich dich gern als erfahrener Paar- und Sexualtherapeut. In meiner Praxis biete ich dir einen respektvollen, urteilsfreien Raum für offene Gespräche und echte Veränderungen.

Vereinbare gern ein unverbindliches Erstgespräch – gemeinsam finden wir Wege, deine Beziehung zu stärken und neue Intimität zu entdecken.


Weiterführende Literatur und Links


Die Macht der Affäre - Esther Perel – auch wenn es nicht direkt um Pornografie geht, beleuchtet das Buch wichtige Aspekte über Begehren und Untreue.


"When Someone You Love is Kinky" – Dossie Easton & Catherine A. LisztDieses Buch richtet sich an Partner:innen und Angehörige von Menschen mit fetischistischen oder BDSM-orientierten Neigungen – mit viel Empathie und ohne Pathologisierung.


"Different Loving: The World of Sexual Dominance and Submission" – Gloria G. Brame: Enthält umfangreiche Interviews mit Menschen aus der Fetisch- und BDSM-Szene und beleuchtet die Vielfalt nicht-normativer Sexualitäten, auch mit Blick auf Beratung und Therapie.


"Guter Sex trotz Liebe" - Ulrich Clement – eine praktische und realistische Sicht auf Lust, Begehren und Paardynamiken.


Narzissmus in Beziehungen erkennen und überwinden - Alina Wilms : – nützlich für Betroffene, die toxische Muster durchschauen und auflösen möchten.


Onlineartikel: „Pornografie in Beziehungen“ – Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) – Fachartikel über wissenschaftliche Erkenntnisse.


Fazit: Kein Drama, aber durchaus ein Gesprächsthema


Pornografie ist Teil unserer digitalen Lebenswelt. In Beziehungen ist sie kein automatischer Störfaktor, aber auch kein Selbstläufer. Entscheidend ist, wie offen, reflektiert und wertschätzend Paare damit umgehen. Wer sich traut, darüber zu sprechen, öffnet die Tür zu mehr Vertrauen, Intimität und gemeinsamer Entwicklung – oder erkennt möglicherweise auch toxische Muster, die eine tiefere Aufarbeitung brauchen.


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Coach & Heilpraktiker für Psychotherapie

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